Hoppala und Resümee

Von meinem Hoppala wollte ich euch erst erzählen sobald ich wieder zu Hause bin. Das Foto von der „Endurostrecke“ am ersten Tag, ist vom gemütlichen Teil der Strecke, vom heftigen Teil der Strecke konnte ich keine Fotos machen, da war ich zu sehr mit „oben bleiben“ beschäftigt. Ein recht großer Stein hat mir plötzlich das Hinterrad weggekickt und schon ist die Norden gelegen. Ich bin dagestanden und konnte das gute Stück einfach nicht halten. Ja so bin ich irgendwo, in irgendeinem Wald in Slowenien ziemlich allein im Wald gestanden. Mir war klar es kann mir nix passieren, die nächste asphaltierte Straße ist nur 750m weg und die Grenze nach Kroatien nur wenig mehr. Aber Hilfe von außen würde auf jeden Fall viele Stunden Zeitverlust bedeuten. Ich hebe die Norden einfach auf und fertig. Erster Versuch, ich habe das Gefühl den Lenker zu verbiegen, die Norden rührt sich aber nicht. Also das Top Case runter, das ist schwer und weit oben. Das Top Case bergauf bis zur nächsten etwas flacheren Stelle geschleppt. Zurück beim Moped durchatmen und dann der zweite Versuch, ich bekomme das Teil bis auf 45° hoch und stehe an mit meinen Kräften, wieder hinlegen sagt der Impuls, nur ja nicht sagt das Gehirn, du kriegst das Teil nicht wieder hoch. Noch einmal alles was ich habe aktiviert und ich bekomme die Norden senkrecht auf die Räder. Keine Ahnung wie lange ich schnaufe, nach einer Weile schaue ich auf meine Pulsuhr: 135 Puls somit hatte ich nach meiner letzten Aktion sicher über 145 Puls. So hohen Plus hatte ich seit meiner Operation bisher nur in Gegenwart meiner Kardiologin. Mit viel Aufwand richte ich das Moped aus, fahre bis zum Top Case und montiere es wieder. Ich möchte warten bis der Puls wieder deutlich unter 100 ist, der mag aber nicht runter gehen er bleibt für die nächsten 10 Minuten bei 110. Damit bleibt mir nichts anderes übrig und fahre eben so los. Es geht relativ gut, die asphaltierte Straße kommt näher sehe ich am Navi. Da ist noch eine extreme Steigung, eigentlich möchte ich mehr nach links, ich fürchte aber wieder das Hinterrad zu verlieren und beschließe mein Moped kann das: Es wird geradewegs über diese 30cm hohen Felsen drüberfahren, etwas Gas und ohne mit der Wimper zu zucken fährt die Norden einfach drüber und über alles was dahinter noch war. Geschafft, ich habe mich noch nie so sehr über Asphalt gefreut. Ich bin auf die kleine Straße gerollt, gemütlich über die unbesetzte Grenze nach Kroatien gefahren. Den Vorderrad Rutscher bald darauf hätte ich nicht gebraucht, aber den haben mein Moped und ich problemlos gestanden.

Resümee: Es war eine eigenartige Tour, mit ungewöhnlich vielen Widrigkeiten und ungewöhnlich vielen Autobahn Kilometern. Insgesamt waren es 4730km in 9 Tagen, wobei ich an einem Tag praktisch nicht gefahren bin. Ich bin durch atemberaubende Landschaften gefahren und habe dabei drei Länder bereist, in denen ich bisher noch nie war. Ich bin vielen netten Menschen begegnet von den vermutlich 3 Schlitzohren waren, ok und einen faulen Arsch in einer Autobahn Mautstelle. Das Wetter hat es, trotz dem Gewitter am ersten Tag, immer gut. Besonders das Wetter in Bulgarien hat es gut mit mir gemeint: Immer wieder Gewittertürme mit Regenschwaden darunter, zum Glück für mich, immer links oder rechts von meiner Strecke. Ein riesiges, schwarzes Gewitter Monster mit Blitz und Donner gerade vor mir, zum Glück kommen zwei Kurven und ich fahre knapp aber doch daran vorbei. Die Delphine springen zu sehen, unglaublich. Troja, einfach in Troja zu sein war ein bleibender Eindruck für mich. Pergamon hat mich durch die Ausmaße und Präzision der Gemäuer und deren Details beeindruckt. Ganz anders das Treffen mit Bojan in der Mall in Sofia, da war der Austausch, die Begegnung etwas besonderes.

Mit zwei Tagen Abstand gesehen war es eine besondere Tour, eine über die man viel erzählen kann. Ich glaube ich habe auch einiges über mich gelernt. Bei technischen Problemen werde ich mich künftig erst einmal in Ruhe hinsetzten und nicht gleich den Panik- bzw. Aktion Knopf drücken. Von großen Enduro Reisen kann ich mich geistig verabschieden, das schaffe ich einfach vom Nervenkostüm nicht mehr. (Naja mit einem keinen, leicht Moped vielleicht doch 🙂 ) Die Reise abzubrechen war richtig, auch wenn vermutlich in den ländlicheren Gefilden im Osten der Türkei wesentlich weniger Radarfallen installiert sind. Das Motorrad ist einfach das falsche Fahrzeug für die Türkei, vielleicht fahren wir ja einmal mit dem Wohnmobil hin. Ich habe auch schon eine Idee für meine nächste Frühlingstour: Mit Karl und Norden am Hänger mit der Fähre nach Sizilien fahren und dort mit dem Moped herumdüsen – natürlich mit Eva!

Liebe Grüße, Andreas

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