Wohnmobil, meine Version einer Duschtasse

Ich bin froh das Auto wieder dicht zu haben, alle großen Löcher im Boden sind zu. Immerhin habe ich die letzten Einbauten bis Anfang November geschafft und jetzt ist wirklich Schluss mit lustig, es macht keinen Spaß bei solchen Temperaturen draußen zu arbeiten – Winterpause ist angesagt.

Winterpause mit Außenarbeiten natürlich, im Keller kann man ja in der kalten Zeit etwas Vernünftiges machen. Das Schweißzeug ist noch ausgepackt und mein „Heavy Machinery Room“ riecht auch noch schön nach Schweißen und Flexen, also werde ich das nächste Metallprojekt angehen und zwar die Motorradwippe. Eine Motorradwippe ist eine Vorrichtung in die man mit dem Vorderrad über eine kleine Wippe fährt und so das Rad in einer Vorrichtung soweit fixiert, dass man das Motorrad in Ruhe verzurren kann ohne dass es umfällt. Natürlich kann man so etwas fertig kaufen aber dann passt es natürlich nicht optimal in mein Wohnmobil, darum werde ich es mir selber bauen. Mit meiner doch recht gut ausgestattenden Werkstätte war der Zuschnitt bald erledigt. Ich liebe meine Jepson Kreissäge, damit schneidet man durch Stahlprofile wie durch Butter und das Ergebnis sind dann auch noch saubere Schnitte im richtigen Winkel. Nach einigen Fräs- und Schweißarbeiten war der Rohgerüst relativ schnell, für meine Verhältnisse halt, fertig. Ich habe das Teil auch schön lackiert und mit einem Fußhebel ausgestattet. Natürlich habe ich mir selbst auch ein wenig Stress gemacht schließlich muss meine Adventure noch nach St.Pölten zum Service und da soll doch das Vorderrad in der Wippe stehen. Alles ist vorbereitet, die Wippe ist im Ducato ganz elegant mit Hilfe von Alublöcken an den Airline Schienen montiert. Ich bin auch schon wieder fast gesund, also beschließe ich das Moped alleine einzuladen. In aller Ruhe lasse ich die Adventure neben mir die Rampe hinauf fahren, das geht wirklich gut nur, „wo muss ich hin“! Ich kann das Vorderrad nicht sehen und auch nicht wo die Wippe jetzt wirklich ist. Ich bin daneben! Ich zerre, schiebe, lege etwas unter das Hinterrad, versuche schon relativ verzweifelt das Teil in die Wippe zu bekommen. Dann bekomme ich noch beinahe das Übergewicht und kann die Adventure dann doch noch halten. Das ist dann genug, ich entscheide das Motorrad einfach wo es ist festzuzurren, schließlich sind wir ja auch so durch Italien gefahren. Es wird die erste weitere Fahrt mit dem reparierten Motor, es läuft ganz problemlos. In St.Pölten findet sich auch ganz schnell ein junger Techniker der mir beim Ausladen hilft und auch noch Tipps für mich hat. Zurück geht es dann auf die gleiche Weise, der Motor ist brav – an der Wippe muss ich noch arbeiten. Ich baue eine Version mit der man ohne Wippe über einen kleinen Winkel fährt und teste die auch noch, diesmal mit zwei zusätzlichen Maßnahmen: 1. Mit Kreppband klebe ich mir den Soll-Weg für das Vorderrad auf den Boden, 2. Mein Sohn Joschi steht zur Sicherheit neben mir. Mit meinem Leitweg, wie am Flughafen, finde ich diesmal den Weg gut und fahre in die Vorrichtung hinein. Die Standfestigkeit des Motorrads lässt aber noch zu wünschen übrig. Ich baue noch die Lagerung der ersten Wippe um, getestet wird aber erst im Frühling – das Motorrad steht schon im Wohnzimmer damit ihm nicht kalt ist. 🙂

Jetzt steht mein Schlüsselprojekt am Plan und zwar meine Duschtassen – Abwassertank Kombination. Der Abwassertank wird bei den meisten Wohnmobilen mehr oder weniger einfach unter das Auto montiert und im Winter beheizt. Naja geht gar nicht war meine Überlegung, keine Ahnung ob ich jemals im Winter campen möchte, aber ich möchte sicher in der kalten Jahreszeit in den Süden fahren sobald ich alt genug dafür bin. Den Tank unter dem Auto vernünftig isolieren stelle ich mir schwer vor und heizen ohne Isolierung ist nicht meine Lösung. Ich will den Tank im Auto haben da wird er beheizt und ist innerhalb der Isolierung. Nur wie bringe ich das Wasser aus der Dusche in den Tank? Nach Überlegungen mit einer Abwasserpumpe die unterhalb der Duschtasse montiert ist bin ich zur Lösung gekommen die ich bauen werde: Die Duschtasse ist der Deckel des Abwassertanks! Mit meinem L3H3 Ducato habe ich ausreichend Innenhöhe, ich werde einfachen den Tank als Fundament für das Badezimmer machen. Bei einer Grundfläche von 100x80cm ergeben etwa 12,5cm Höhe ein Volumen von 100 Litern und das sollte reichen. Damit ich keine Spannungen durch Mix von unterschiedlichen Materialen habe, beschließe ich den Tank und die Duschtasse aus Glasfaser verstärktem Epoxid Harz zu machen. Ich habe ja schon aus diesem Material das Top Case für meine 990 SuperDuke R gebaut und das ist wirklich gut geworden.

Diesmal möchte ich aber mit Vakuumtechnik den Glasfaser/Harz Aufbau zusammen pressen. Den Formenbau mache ich aus beschichteten Pressspanplatten, die Vertiefung der Duschtasse aus Styrodure Resten und einer Platte. Den Umriss mache ich genau nach Plan, bei der Tiefe messe ich noch einmal nach wie sehr das Auto nach vorne geneigt steht, das sind mehr aus ein Zentimeter auf meiner Wasserwaagen Länge von 60cm und das nachdem ich die Neigung des Parkplatz abgezogen hatte. Ich möchte den Siphon in der Nähe der Wartungsöffnung also hinten haben also muss die Innenseite der Duschtasse recht kräftig nach hinten geneigt sein. Wer schon jemals so etwas gemacht hat der weißt jetzt kommt spachteln und schleifen und spachteln und schleifen usw. Irgendwann habe ich es für gut genug befunden, meine Form lackiert und 10x mit Trennwachs behandelt. Eine GFK Platte die ich zwischen durch gemacht hatte war ok aber die Oberfläche war nicht besonders, man hat die Strukturen des Trennlacks gesehen. Also habe ich wieder einmal das Internet befragt und bin zu einer Seite gekommen wo jemand empfohlen: Lieber ein paar Schichten mehr Wachs als Trennlack einzusetzen, das gibt die perfekte Oberfläche. Also habe ich noch 3 Schichten Wachs aufgetragen und poliert und mich auf das laminieren vorbereitet. Das Harz hat eine Offenzeit von 90 Minuten und ich möchte 17 Schichten laminieren damit das Laminat bis zu 6,5mm stark wird. Zuerst habe ich weißes Gelcoat aufgetragen und es angelieren lassen. Mit meiner genauen Waage bereite ich mir 350g Harz Portionen vor und lege los, es ist doch recht mühsam die vorgeschnittenen großen Flächen an die richtige Stelle zu bekommen, nach rund 3 Stunden bin ich dann fertig und brauche dann noch mehrere Stunden bis meine Vakuum Folie überall Luftdicht verklebt ist. Ein Tag Dauerstress, aber jetzt brauche ich nur 36 Stunden warten dann kann ich entformen. Nachdem ich solange brav gewartet habe freue ich mich auf das Entformen und meine wunderschöne Duschtasse. Zu früh gefreut, das blöde Ding klebt fest, ich bekomme es zwar von der Spanplatte ab weil der Lack nachgibt aber das Styrodure kann ich nur mit dem Stemmeisen aus der Duschtasse holen. Über etliche Tage verteilt mache ich stundenlang die Tasse sauber und bemerke dass sie auch noch gewölbt ist. Also baue ich mir die Form für den Tankunterteil und verwende diesmal den Trennlack den ich ja mitbestellt hatte. Es hat sich herausgestellt, dass so ein Trennlack nur 1 Jahr gelagert werden darf und der Trennlack den ich verwendet hatte war immerhin schon acht Jahre offen! Da der Tank noch komplizierter zu laminieren ist werde ich das in zwei Etappen machen. Das ist auch notwendig weil ich noch den Ablauf aus PVC, den ich gebaut habe, einlaminieren werde. Auch diesmal habe ich lange nach dem Leck im Vakuumsystem gesucht, aber irgendwann war auch der Unterteil laminiert. Das Entformen war einfach, der Trennlack hilft und hier konnte ich die Form einfach auseinander schrauben. Voll Stolz lege ich die Teile zum ersten Mal aufeinander und möchte die Höhen der Streben ausmessen und bemerke, dass ich nicht einmal 10cm Abstand vom Boden zur Tasse habe! Das sind nicht einmal 80l Liter – Verzweiflung macht sich breit. Nach einiger Zeit beschließe ich die Tasse neuzumachen. Ich werde die Fläche wieder verwenden um das ganz schön teure Material zu sparen und die Vertiefung der Tasse neu- und gleich direkt an zu laminieren. Diesmal werde ich den Siphon in der Mitte der Rückseite platzieren, das kann ich auch noch erreichen und spare so die halbe Schräge und senke die Fläche weniger tief ein. Den Formenbau habe ich ja schon beschrieben, für das Laminieren hilft offensichtlich Routine das ist deutlich besser gegangen und meine Vakuumfolie war auch nach ein paar Minuten dicht. Diesmal ist die Tasse schon beinahe aus der Form gehüpft, gut das ist übertrieben, aber es hat gut funktioniert. Damit das Material nicht verschwendet wird habe ich aus der ersten Version der Tasse dann auch noch die Streben im Tank gemacht damit sich die Duschtasse sicher nicht durchbiegen kann. Jetzt fehlen mir noch zwei Punkte auf meiner Liste:

  1. Die Lackierung und 2. Die Einbauten.

Ich bestelle für die Lackierung hochwertigen 2K Bootslack und beginne mit meinen Einbauten. Ich habe ja keine Erfahrungswerte ob mir bei wilder Fahrt das Wasser durch den Siphon nach oben kommt darum baue ich mir einen PVC Kugelhahn so um das ich ihn durch die Serviceklappe des Cassetten Klos bedienen kann. Zusätzlich mache ich eine Klappe aus Alublech die als Ventil wirkt. Ich werde ja sehe ob vielleicht die schon ausreichend ist. Vom Rohranschluss der Spüle mache ich noch ein Rohr zur Wartungsöffnung damit ich sehen kann was los ist und bau mir auch da eine Alu Klappe. Hmm, ich hab gar nichts von der Waschmuschel geschrieben, die habe ich auch so zwischen durch gemacht. Nachdem das fertig ist baue ich die Teile zum Lackieren wieder ab. Den Tank grundiere ich mit der Walze und lackiere den dann auch zweimal. Die Duschtasse bekommt sogar zwei Grundierungsschichten und drei Lackschichten aufgerollt. Und heute am 3.März 2018 war es soweit nachdem ich alle Einbauten sauber montiert und mit den extra gefrästen Gabelschlüssel festgezogen hatte habe ich die beiden Teile mit 1,5 Kartuschen Sikaflex 221 und Evas Hilfe zusammen geklebt.

Ich bin schon wirklich stolz auf das Ergebnis und bin mir sicher, dass es funktionieren wird. Falls ich noch einmal in dieser Situation bin werde ich mir aber zumindest einen Kostenvoranschlag für eine Version aus Edelstahl machen lassen. Es war schon verdammt viel Arbeit ich habe ab Ende November , also rund drei Monate dran gearbeitet. In den drei Monaten hat es neben Weihnachten noch drei besondere Ereignisse gegeben:

  • Der Gurtbock wurde nach knapp 6 Monaten Wartezeit geliefert !?
  • Unser Einkauf beim Fabriksverkauf Vöhringer war großartig, bitte hier nachlesen: VÖHRINGER
  • Und das einzig wichtige und aller größte: Sophie, meine Enkeltochter ist zur Welt gekommen!

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