Sardinien 2021

Sonntag, so ein Sonnentag

Tag 15

Heute um 6:14 riss mich ein Gewitter aus dem Schlaf. Also hinaus und die Badetücher abnehmen und wieder schnell ins Bett. Wir hatten extra die Handys auf lautlos gestellt, um lange schlafen zu können. Wegen der schlechten Wettervorhersage mit 70% Regenwahrscheinlichkeit und dem MotoGP-Rennen am Nachmittag war nämlich keine Tour geplant. Andreas war auch aufgewacht und hatte das Pech nicht wieder einschlafen zu können. Er hat dann gelesen. Irgendwann ist er aufgestanden, um zum Bäcker zu gehen. Als er wiedergekommen ist, schlief ich immer noch und da war es schon 9:15. Der Bäcker hatte zu und er musste bis zum Supermarkt um die Weckerl und den Schinken laufen.

Es war ein langsames und gemütliches Frühstück und das Wetter ganz passabel. Andreas baute dann sein Outdoorbüro auf und begann die Halterungen für seinen großen Bildschirm zu zeichnen. Er stellt sich als wirklich hilfreich beim Foto Sortieren und Bearbeiten dar. Momentan steht er am Tisch und muss immer verpackt werden, wenn wir mit dem Karl den Stellplatz wechseln. In Zukunft soll er seinen Platz oberhalb der Sitzbank finden, damit man von den Sitzen aus auch Filme ansehen kann. Eine zweite Aufhängung wird es auch noch hinter dem Fahrersitz geben, damit etwas mehr Abstand zwischen Andreas Augen und dem Bildschirm sein wird.

Ich habe in der Zwischenzeit abgewaschen und dann begonnen den Blogbeiträge vom ersten bis zum gestrigen Tag noch einmal durchzulesen. Unglaublich wie viel wir in den vierzehn Tagen schon gesehen und erlebt haben. So viele Eindrücke in so kurzer Zeit und die unglaubliche Landschaft und die vielen Farben des Meeres, die auf den Fotos zu sehen sind. Einfach wunderschön. Gelesen habe ich auf dieser Reise noch wenig, aber heute hatte ich wieder die Muße dazu. Andreas hat tatsächlich schon einen Lesevorsprung, das passiert sonst nie……

Heute Vormittag haben wir mit Joschi und Sophie videotelefoniert. Andreas ist mit meinem Handy rund um den Karl gegangen und dann auch die paar Meter bis zum Meer, um ihr zu zeigen, wie es bei uns aussieht. Was Sophie sichtlich beeindruckt hat. Sie gehen mir schon sehr ab unsere Enkelkinder. Ein wenig später hat er noch eine Entdeckung auf unserem Stellplatz gemacht und ich musste mitkommen und mir das schönste Auto ansehen. Es war ein zum Reisemobil ausgebauter Unimog mit Schnorchel, der beinahe auch meinen Ansprüchen gerecht wäre. Andreas könnte ihn sicher entsprechend umbauen.

Kurz vor 14h hat Andreas dann den Bildschirm hineingetragen und so am Tisch platziert, dass wir bequem mit hochgelagerten Beinen von den Sitzen aus das MotoGP-Rennen in Misano ansehen konnten. Gestreamt geht das ganz gut, auch wenn sich Andreas ärgern musste, da die Übertragungsraten beim Download schlecht war und das Bild immer wieder einfror. Gott sei Dank funktionierte es am Handy besser, so dass er nichts verpasste.

Nach dem Rennen war das Wetter schöner als am Vormittag, allerdings war es sehr windig. Wir beschlossen unsere Fotoapparate zu schnappen und einen Spaziergang zum Turm nahe dem Strand zu machen. Es war schön und wir haben viele Aufnahmen gemacht. Heute ging es mir schon besser dabei und ich habe wieder viel dazugelernt. Wind und Makrofotografie verträgt sich zwar nicht, aber es gab ja auch windstille Momente und mit meinen Lieblingsobjektiv 24/70 mit zusätzlicher Makroeinstellung kann ich auch „normale“ Fotos machen. Eines meiner Lieblingsmotive dabei ist Andreas in Aktion.

Da heute Sonntag ist, gönnten wir uns nicht nur ein kleines Eis mit Cappuccino und Espresso am Nachmittag sondern auch wieder ein Abendessen im Restaurant. Wir hatten keinen Fotoapparat mit, daher können wir euch weder die Spaghetti mit Cozze und Pomodori, noch die schwarzen Nudeln mit Meeresfrüchten und Pistazien oder Andreas‘ Hauptspeise, gegrillte Calamari, zeigen. Es hat auf alle Fälle hervorragend geschmeckt. Der Wind war schon recht heftig und die Wellen ungewöhnlich hoch. Kühl war es auch und wir haben uns schon auf unser warmes Auto gefreut. Wir haben jetzt auch Nachbarn aus Österreich neben uns stehen, die das gleiche Motorrad haben.

Während Andreas die Fotos hochgeladen hat, wurde der Wind immer heftiger und wir beschlossen, dass es besser ist, wenn wir die Markise einfahren. Inzwischen haben wir auch die Sessel im Auto verstaut und den Tisch zusammenklappt, damit nichts nass wird, falls es zu regnen beginnt. Da morgen unsere Fähre zurück aufs Festland geht, möchte ich trockene Sachen zum Einpacken haben. Ich denke, das ist verständlich.

Andreas ist mit dem Fotos schon fertig und liest schon wieder. Ich übergebe jetzt an ihn und wünsche gute Nacht, Eva

P.S.: Danke Mario für die Kommentare 😘

PPS: Ganz unten gibt es Evas Fotos

Evas Fotos

Porto di Golfo Aranci

Tag 16


Heute geht es zurück aufs Festland – leider. Ich hätte es schon noch auf Sardinien ausgehalten, aber ein, zwei Tage in der Toscana unterwegs zu sein, hat auch seinen Reiz. Außerdem wollen wir noch in unserem Lieblingskäsegeschäft in Pienza Pecorino kaufen. Andreas und ich haben am Abend noch im Internet nach einem passenden Stellplatz gesucht und uns nach längerer Diskussion doch auf einen Platz am Lago Trasimeno in Umbrien geeinigt. Von dort ist es nicht so weit nach Assisi und auch nicht weit in die Toscana. Andreas hatte auch Stellplätze am Rande von großen Städten gefunden, wo man gratis stehen kann. Das möchte ich aber nicht. Ich kenne solche Plätze vom letzten Jahr aus Deutschland. Sie sind gut, um einmal zu übernachten, aber ich würde nicht länger so stehen wollen oder gar den Karl und den Hänger unbeaufsichtigt den ganzen Tag alleine lassen. Häufig funktioniert die Infrastruktur auch nur teilweise. Die dritte Variante wäre ein Stellplatz auf einem Bauernhof in der Toscana gewesen, sehr schön, aber auf Schotterstraßen mit Karl und der Schönen am Hänger nicht oder nur mühsam zu erreichen.

Da die heutige Anfahrt zum Porto di Golfo Aranci nicht sehr lange war, konnten wir uns heute früh wirklich Zeit lassen und in aller Ruhe frühstücken und einräumen. Wir fuhren dann zur Servicestation, um Frischwasser aufzufüllen und Grauwasser abzulassen. Da der Einlass für unser Frischwasser auf der linken Seite ist, fuhren wir auch so in den Bereich der Servicestation ein, dass sich der Schlauch auch auf der linken Seite befand. Kurz darauf standen wir Schnauze an Schnauze mit einem italienischen Wohnmobil, dessen Fahrer in aller Ruhe sein Kassettenklo ausleerte und putzte und dann weit weg von der Stelle, wo es gedacht war, sein Grauwasser abließ. Schließlich standen wir ja im Weg. Andreas blieb stur stehen, damit der Italiener zurückschieben musste, damit wir dann an der richtigen Stelle unser Grauwasser ablassen konnten. Männer können auch ganz schön eigensinnig sein.

Eine wichtige Sache war noch zu erledigen, die Schöne musste noch auf den Hänger. Dazu war es wichtig einmal so zu stehen, dass wir den Verkehr am Stellplatz nicht behinderten, den Hänger an den Karl ankoppeln, das Seil von der Winde abspulen, an der Schönen befestigen und dann diese in ihrer Schiene hinaufziehen lassen. Ich durfte wieder den Kopf für den Motor der Winde drücken 😊

Der neue Nachbar am Stellplatz, der ebenfalls eine Adventure1190 mithatte, schaute interessiert zu und holte sich Ideen auch für den Ausbau. Er hat sein Auto erst seit drei Monaten und nur das absolut Wichtigste für diese erste Reise getan. Ich habe Andreas gebeten ihm die Adresse seiner Seite zu geben, damit er unseren Ausbau nachlesen kann. Vielleicht sind ein paar nützliche Tipps und Bezugsquellen dabei. Nach gegenseitigen guten Wünschen haben wir noch bezahlt. 20 Euro pro Tag + 3 Euro „Kurtaxe“ waren o.k.

Wir hatten außer einen Einkauf an einem Obst-, Gemüse- und Käsestand keine Zwischenstopps mehr geplant, beschlossen aber stehen zu bleiben, wenn wir etwas Interessantes sehen. Mit sardinischem Käse, Pflaumen, Pfirsichen und einem Stück Salami als Wegzehrung kamen wir an einen kleinen Parkplatz mit dem Hinweisschild 350m bis zum Castello und 400m bis zur Chiesa. Das schien uns interessant und absolut machbar. Was jedoch keiner dazugeschrieben hatte und vom Parkplatz aus auch nicht ersichtlich war, ist die Tatsache, dass zu den 350m auch ungefähr 200 Höhenmeter über unzählige Steinstufen zu überwinden sind. Es ging die ganze Zeit bergauf! Manchmal ist es gut, wenn man nicht weiß, worauf man sich einlässt. Vermutlich wären wir nicht hochgestiegen und hätten wirklich etwas versäumt. Der Ausblick war wunderbar und hat mich zum Tanzen gebracht. Ich fühlte mich so frei 🤩. Ich hoffe, dass die Fotos von Andreas etwas geworden sind, die wir morgen nachliefern werden. Am Schiff haben wir kein Netz.

Trotz dieser unerwarteten Bergtour waren wir am frühen Nachmittag in Golfo Aranci und suchten einen Parkplatz in der Nähe des Hafens. Wir suchten eine Gelateria fanden allerdings nur eine, die geschlossen war. Nach einer kleinen Runde kehrten wir dann in einer Cafeteria ein und begnügten uns mit Cappuccino, Nespresso und zwei Croissants. Beim Zahlen an der Kassa sahen wir daneben eine Eistruhe mit diversen Sorten und gönnten uns doch noch ein Eis zum Mitnehmen. Da wir noch Zeit hatten, gingen wir noch in die andere Richtung spazieren und stießen auf eine offene Gelateria. Also beschloss Andreas, dass er sich jetzt einfach noch ein Eis kauft und ich schloss mich ihm an. Es gab mehr Sorten und das Eis war eindeutig besser. Das war heute unser süßes, spätes Mittagessen.

Seit ca 16:00 stehen stehen wir zuerst vor verschlossenen Toren der Boardingstelle und seit ca. 17:30 in Poleposition vor unserer Fähre und warten, wann wir hineinfahren dürfen. Vermutlich sind wir wieder bei den letzten, aber das macht nichts. Diesmal haben wir unsere Kabine auf Deck 8, aber wir sind ja geübt im Stiegensteigen. Die Abfahrt wurde auf 20:30 vorverlegt, mal sehen, wann wir wirklich ablegen. Immerhin ist heute die Fähre schon da. Andreas hat auch im Hafen schon einiges fotografiert und gerade mit Sophie einen Videorundgang gemacht.

Ich wünsche euch allen einen angenehmen Abend und werde Andreas bitten ein iPad-Foto als Titelbild einzufügen. Bis morgen dann wieder vom Festland, Eva

Fähre – Lago Trasimeno – Assisi

Tag 17

Das Boarding gestern dauerte länger als erwartet, da diesmal viele LKW zum Teil auch mit Hänger verladen werden mussten. Das hieß für die Fahrer ihre tonnenschweren Gefährte im Retourgang die Rampe hinaufzubewegen. Ich bewundere sie, mit welcher Leichtigkeit sie das bewerkstelligten. Nach dem Autobus und den LKWs durften auch wir aufs Schiff und mussten doch einige Fahrzeuglängen nach vor fahren. Das hieß für heute Morgen, dass Andreas diesen Weg im Retourgang bewältigen muss, was nicht so einfach ist, da er den Hänger nur durch die Rückfahrkamera sieht. Karl ist zu breit oder der Hänger zu schmal. Wie man will.

Insgesamt verlief die ganze Prozedur problemlos und wir sind sogar mit dem Lift von Deck drei auf Deck acht gefahren. Luxus pur 😉. Nachdem wir unsere Kabine gefunden hatten, ließen wir die Sachen fallen und gingen etwas essen. Eis allein macht nicht satt. Diesmal habe ich auch den duty free Shop besucht, der leider eine Enttäuschung war. Gut für meine Brieftasche. Andreas hat dann noch mit dem Handy seine Zehen und die Kabine fotografiert und es als Beitragsbild hochgeladen. Ich bin dann recht schnell eingeschlafen und habe diesmal auch ganz gut geschlafen.

Morgens um 6 Uhr weckte uns dann laut und sehr schnell sprechend eine Stimme durch den Lautsprecher, dass es jetzt Zeit zum Aufstehen wäre, es schon Frühstück gäbe und dass wir in einer Stunde in Livorno anlegen würden. Also Zeit genug, um einmal in aller Ruhe zu duschen. Um 6:30 kam die zweite Durchsage, dass wir jetzt die Kabinen zu verlassen hätten. Die Crew begann tatsächlich schon die Betten abzuziehen. Wir gingen an Deck, wo Andreas auf der dunklen Seite den wunderschönen Fast-Vollmond fotografieren konnte und stellten uns brav beim Stiegenabgang zu unserem Garagendeckabschnitt an.

Es dauerte gefühlt ewig, bis wir endlich hinunter durften. Andreas hat bravourös mit Karl und dem Hänger zurückgesetzt und wir verließen flott den Hafenbereich. Wir hatten bis zum Lago Trasimeno etliche Kilometer Autobahn vor uns und stärkten uns auch bei einem Rastplatz mit einem Frühstück. Wir parkten bei den LKWs, da wir für die normalen Parkplätze zu lang sind. Ist aber nicht weiter aufgefallen. Am späten Vormittag sind wir bei unserem Stellplatz am Lago Trasimeno angekommen und hatten uns rasch häuslich eingerichtet. Andreas hat mir auch von sich aus die Hängematte aufgehängt, wo ich wunderbar vor mich hin dösen konnte. Eingeschlafen bin ich wider Erwarten nicht.

Andreas hatte inzwischen schon die Route nach Assisi und für den morgigen Tag in die Toscana geplant. Wir sind dann gegen 13h losgefahren und konnten schon bald die graue Stadt am Berg sehen. Für mich ist das immer wieder ein erhebender Anblick. Wir fanden einen Motorradparkplatz nahe dem Tor, von wo man am schnellsten zur Basilika San Francesco kommt. Man merkt, dass es schon Mitte September ist, da deutlich weniger Leute als im Sommer unterwegs sind. Erfreulich ist, dass viel weniger Militär als bei unserem letzten Besuch vor Ort ist. Die ganze Stadt, die Basilika und besonders die Krypta mit dem Grab des Heiligen Franziskus haben eine eigene Aura und die positive Energie war heute wieder deutlich zu spüren. In der Oberkirche ging ich dann ganz gebannnt auf das runde Fenster über den Eingang zu, durch das viel Licht fiel . So kommuniziert mein vor vielen Jahren verstorbener Vater mit mir. In jeder Kirche der Welt finde ich„unser“ Fenster. Es berührt mich immer sehr.

Andreas und ich sind dann noch länger in der Stadt bergauf und bergab gegangen und haben auch die eine oder andere Kleinigkeit gekauft. Natürlich auch ein Eis 😊. Das Besondere diesmal – die Windbäckerei war farblich auf die gewählten Eissorten abgestimmt. Assisi ist übrigens die erste Stadt in diesem Urlaub, die über sehr viele Eisgeschäfte verfügt. Wir haben uns aber heute mit einem begnügt.

Zwei besonders schöne Momente erlebten wir gegen Abend. Das eine war der Besuch in San Stefano, einer ganz einfachen und uralten Kirche, die wohl den Gedanken von Franz von Assisi am besten entspricht. Es war die erste Kirche von Assisi. Die zweite Sache war ein Chor, der vor der Basilika gesungen hat, als wir am Weg zur Schönen waren. Mir ging das Herz auf. Es war ein wunderschöner Nachmittag, der ruhig, nachdenklich, demütig und unheimlich dankbar gemacht hat.

Inzwischen sind wir wieder heil am Stellplatz angekommen, waren einkaufen, haben gegessen und wie gewohnt arbeitsteilig weitergemacht. Ich denke die Fotos von gestern und heute sind auch schon bereit.

Gute Nacht euch allen, Eva

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